Neurophysiologische Korrelate der Regulation von Emotions- und Arbeitsgedächtnisprozessen durch spontane Gesichtsberührungen
In Vorstudien (Grunwald et al., 2014a) konnten wir nachweisen, dass sich unmittelbar vor und nach spontanen Gesichtsberührungen (spontaneous facial self-touch gestures [sFSTG]) die hirnelektrische Aktivität im Theta- und Beta-band signifikant verändert. Die Veränderungsdynamik der EEG-Parameter - bezogen auf die gesamte experimentelle Situation - unterstützt die Annahme, dass durch spontan ausgeführte Selbstberührungen im Gesichtsbereich Arbeitsgedächtnisprozesse, sowie gleichzeitig emotionale Prozesse reguliert werden. Wenn dagegen Selbstberührungen auf Anweisungen des Versuchsleiters ausgeführt werden, konnten entsprechende prä-post EEG-Veränderungen nicht beobachtet werden. Diese ersten neurobiologischen Befunde zur Funktion von sFSTG stützen die Annahme, dass spontan ausgeführte Körpereigenbewegungen regulatorische Funktionen erfüllen. Da dieses Forschungsthema sowohl auf der Ebene der neurobiologischen Grundlagenforschung als auch auf der Ebene der klinischen Anwendungen vielversprechende Einsichten in das menschliche Verhalten ermöglicht, sollen mit der aktuellen Studie folgende Ziele erreicht werden: a) die Aufklärung der hirnelektrischen Aktivierungsverhältnisse während der Phase der spontanen gesichtsbezogenen Selbstberührung, b) die Analyse der Dauer und der örtlichen Dynamik von sFSTG in Relation zu den hirnelektrischen Aktivierungsverhältnissen vor, während und nach sFSTG und c) Aufklärung der behavioralen Effekte und hirnelektrischen Veränderungen bei aktiver Verhinderung der Ausführung von sFSTG. Es werden insgesamt 35 Männer und 35 Frauen im Altersbereich zwischen 20-35J. mit dem Studienparadigma von (Grunwald et al., 2014a) untersucht. Spektrale- und Wavelet-Analysen des 19kanaligen EEG in den konventionellen Bandgrenzen sollen durchgeführt werden. Bewegungs- und Kontaktdynamiken der sFSTG werden über bereits entwickelte und erprobte mikroprozessierte Beschleunigungssensoren registriert. Die Studie wird von der DFG gefördert.